Zwei Wölfe...
Ein alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Die Nacht hatte sich über das Land gesenkt und das Feuer knackte und krachte, während die Flammen hoch hinaus in den Himmel züngelten.
Nach einer langen Weile des Schweigens sagte der Alte zu seinem Enkel : "Weißt du, manchmal fühle ich mich, als wenn zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend."
"Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?" fragte der Junge.
"Der Wolf, den ich füttere." antwortete der Alte.
Verfasser unbekannt


Der Hammer
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, aber nicht den Hammer. Der Nachbar hat einen, das weiß er. Also beschließt er, hinüberzugehen und sich beim Nachbarn dessen Hammer auszuborgen.
Doch während er dies erwägt, kommen ihm Zweifel: Was, wenn ihm der Nachbar den Hammer nicht leihen will?
"Gestern schon grüßte er mich nur flüchtig", dachte er, "vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan, der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Menschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's mir wirklich!“
Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er überhaupt "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Du kannst deinen Hammer behalten, du Depp!"
nach Paul Watzlawick "Anleitung zum Unglücklichsein"


Blind-Spot-Bias
Der Gedankenfehler Blind-Spot-Bias, zu Deutsch Verzerrungsblindheit, besagt, dass Menschen ihre Wahrnehmung selbst für rational bzw. unbeeinflusst halten. Es handelt sich dabei um einen „toten Winkel“ in der Wahrnehmung eigener kleiner Denkfehler.
Kognitive Verzerrungen wie z.B. der Blind-Spot-Bias lassen sie sich kaum gänzlich vermeiden. Aber wer solche erkennt, kann diese Denkfallen umgehen.
Quelle: https://blog.hubspot.de/marketing/kognitive-verzerrung



Kommunikation ist alles ...

Große Aufruhr im Wald! Es geht das Gerücht um, der Bär habe eine Todesliste. Alle fragen sich, wer denn nun da drauf steht. Als erster nimmt der Hirsch allen Mut zusammen und geht zum Bären und fragt ihn: "Sag mal Bär, steh ich auch auf deiner Liste?" "Ja," sagt der Bär "auch dein Name steht auf der Liste." Voller Angst dreht sich der Hirsch um und geht. Und wirklich, nach 2 Tagen wird der Hirsch tot aufgefunden. Die Angst bei den Waldbewohnern steigt immer mehr, und die Gerüchteküche um die Frage, wer denn nun auf der Liste stehe, brodelt.
Der Keiler ist der erste, dem der Geduldsfaden reisst und der den Bär aufsucht, um ihn zu fragen, ob er auch auf der Liste stehen würde. "Ja" antwortet der Bär "auch du stehst auf der Liste". Verängstigt verabschiedet sich der Keiler vom Bären. Und auch ihn fand man nach 2 Tagen tot auf. Nun bricht die Panik bei den Waldbewohnern aus.
Nur der Hase traut sich noch, den Bären aufzusuchen.
"Bär, steh ich auch auf der Liste?"
"Ja, auch du stehst auf der Liste."
"Kannst du mich da streichen?"
"Ja klar, kein Problem"
Kommunikation ist alles!!!

Nach Hans Heß / Erzählbar, managerSeminare 2011



Der Regenmacher

In einem Dorf hatte es lange nicht geregnet. Alle Gebete und Prozessionen hatten nichts genützt, der Himmel blieb verschlossen. In der größten Not wandte sich das Dorf an den Großen Regenmacher. Er kam und bat um eine Hütte am Dorfrand und um Brot und Wasser für fünf Tage. Dann schickte er die Leute zu ihrer täglichen Arbeit. Am vierten Tag regnete es. Die Menschen kamen jubelnd von ihren Feldern und Arbeitsplätzen und zogen vor die Hütte des Regenmachers, um ihn zu feiern und nach dem Geheimnis des Regenmachens zu fragen. Er antwortete ihnen: „Ich kann keinen Regen machen“. „Aber es regnet doch“, sagten die Leute. Der Regenmacher erklärte ihnen: „Als ich in euer Dorf kam, sah ich die äußere und innere Unordnung. Ich ging in die Hütte und brachte mich selber in Ordnung. Als ich in Ordnung war, kamt auch ihr in Ordnung, und als ihr in Ordnung wart, kam auch die Natur in Ordnung, und als die Natur in Ordnung war, hat es geregnet“.



                                                  Aus Afrika


Beppo der Straßenkehrer

Momo, ein kleines Mädchen, beobachtet mit wachem Verstand ihre ganze Umgebung und hinterfragt sie. Zu ihren besten Freunden gehört Beppo. Beppo ist Straßenkehrer.
"Siehst du, Momo", erzählt Beppo ihr, "manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, das kann man niemals schaffen, sie zu kehren." Dann fährt er fort: "Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird. Und man strengt sich noch mehr an, kriegt Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. So darf man es nicht machen.
Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten." Beppo hält inne: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."
                                                                                                                                                                                          Aus: Michael Ende: Momo


 
 
 
 
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